MÖGLICHE THERAPIEN:
HORMONELLE STIMULATION
Eine Stimulationsbehandlung der Eierstöcke (kein Eisprung, verzögerter Eisprung) beginnt am Zyklusanfang zwischen dem 3.-5. Zyklustag und kann in Form einer Tablettentherapie (Clomifen, Letrozol) und / oder einer Stimulation mit Gonadotropinen erfolgen. Eine Ultraschalluntersuchung dokumentiert das Ansprechen der Therapie, circa zwischen dem 8. und 12. Zyklustag wird der erste Ultraschall geplant. Wenn der Follikel (Eibläschen) dann eine optimale Größe von circa 20 mm erreicht hat, wird eine sogenannte Auslösespritze vorgesehen. Diese enthält HCG (humanes Chorion – Gonadotropin), welches dafür sorgt, dass der Eisprung innerhalb der nächsten 36 Stunden erfolgt.
Ist Geschlechtsverkehr am Optimum (VZO) geplant. So sollte dieser circa 24-32 h nach der Auslösespritze erfolgen.
INSEMINATION (SAMENÜBERTRAGUNG)
Bei der Insemination (IUI) mit dem Samen des Partners oder bei Verwendung einer Samenspende (heterosexuelle Paare, lesbische Paare, Single Frauen) erfolgt die gleiche hormonelle Stimulation und Auslösung des Eisprungs wie oben beschrieben. Die Aufbereitung der Samenprobe erfolgt durch unserer Reproduktionsbiologen und nimmt circa eine Stunde Zeit in Anspruch. Ist Ihr Wohnort nicht zu weit entfernt (Fahrzeit max. 40 min), kann die Probe auch zuhause gewonnen und zu uns transportiert werden. Das notwendige Material (Becher) stellen wir Ihnen zur Verfügung. Ansonsten verfügt unser Zentrum über zwei Gewinnungsräume.
Die Samenübertragung in die Gebärmutter erfolgt schmerzfrei mit einem kleinen weichen Katheter. Dies läuft so ab wie eine normale gynäkologische Untersuchung. Danach können die Patientinnen sich ihrem normalen Tagesablauf widmen.
IVF (IN VITRO FERTILISATION), ICSI (INTRAZYTOPLASMATISCHE SPERMIENINJEKTION)
„in vitro“ bezeichnet organische Vorgänge, die außerhalb des Körpers im Reagenzglas stattfinden. So werden bei der IVF Behandlungen Eizellen und Spermien außerhalb des Körpers – im Reagenzglas zusammengeführt bzw bei der ICSI Behandlung die Spermien durch die Reproduktionsbiologen direkt in die Eizelle eingesetzt. Nach der Befruchtung (Fertilisation) außerhalb des Körpers wird der fertige Embryo bei dem sogenannten Embryotransfer in die Gebärmutter überführt. Dieses geschieht 2-5 Tage nach der Eizellentnahme. Das Vorgehen und der Umgang mit den Embryonen sind in Deutschland rechtlich geregelt in dem sogenannten Embryonenschutzgesetzt.
Der Ablauf der Behandlung läuft in folgenden Schritten ab:
- hormonelle Stimulation der Eierstöcke
- Auslösen des Eisprungs (Ovulationsinduktion)
- Eizellentnahme
- Befruchtung der Eizellen (IVF oder ICSI)
- Kultivierung von befruchteten Eizellen
- Einsetzen des Embryos (Embryotransfer)
- Unterstützung der Gelbkörperphase (Lutealphasensupport)
Zu Beginn der künstlichen Befruchtung…
…werden die Eierstöcke mit Hilfe von Hormonen (Gonadotropin) zur Eizellreifung angeregt werden. Es erfolgen 1- 2 Ultraschalluntersuchungen im Zyklus. Sind die Eizellen gereift, kann der Eisprung ausgelöst werden und damit die Eizellreifung abgeschlossen werden. Es folgt die Eizellentnahme in einer bei uns üblichen Kurznarkose, hier werden alle herangereiften Follikel punktiert und die Eizellen abgesaugt. Die Fertilisierung der Eizellen erfolgt noch am selben Tag durch unsere Reproduktionsbiologen mit den entsprechenden Verfahren IVF oder ICSI. Welches Verfahren gewählt wird, hängt von der Spermienqualität ab und wird Ihnen im Vorfeld individuell erörtert.
Am Tag nach der Follikelpunktion…
…sind bereits erste Befruchtungszeichen der Eizellen darstellbar, worüber Sie telefonisch durch unsere Biologen informiert werden. Im Vorfeld war bereits mit dem behandelnden Arzt festgelegt worden, wie viele Embryonen und wann (Tag 2-Tag 5 nach Befruchtung) diese transferiert werden sollen. Der Embryotransfer erfordert keine Narkose und läuft ähnlich ab wie eine normale gynäkologische Untersuchung. Der/die Embryonen werden unter Ultraschallsicht vorsichtig mit Hilfe eines kleinen Katheters in die Gebärmutter transferiert. Zuvor zeigen wir Ihnen Ihre Embryonen „live“ unter dem Mikroskop. Ein immer sehr schöner Moment für unsere Paare, deshalb sind hier auch herzlich die Partner:innen immer eingeladen.
Nach dem Embryotransfer…
…wird die Einnistungsphase / Lutealphase mit Hilfe verschiedener Medikamente unterstützt. Hier erhält jede Patientin einen individuellen Behandlungsplan. 16 Tage nach der Follikelpunktion findet der Schwangerschaftstest mittels einer Blutentnahme bei uns im Zentrum statt.
Vom Beginn der Therapie bis zum hoffentlich positiven Schwangerschaftstest dauert es circa 28-30 Tage – so wie im normalen Zyklus auch.
BLASTOCYSTENTRANSFER
Durch die Kultivierung der befruchteten Eizellen bis Tag 5/6 gelingt es, die Embryonen zu identifizieren, die die beste Einnistungsfähigkeit besitzen und somit die höchstmögliche Schwangerschaftserwartung haben. Im Rahmen des deutschen Mittelweges kann durch den Transfer einer Blastozyste eine überdurchschnittlich hohe baby take home Rate erreicht werden (Geburt pro Embryotransfer), ohne das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft in Kauf nehmen zu müssen. Erfreulicherweise ist auch bei uns im Zentrum die Schwangerschaftsrate nach Blastozystentransfer überdurchschnittlich hoch, so konnten wir im Laufe der Jahre die Anzahl der transferierten Embryonen immer weiter reduzieren und dabei trotzdem eine überdurchschnittlich hohe Schwangerschaftsrate / Transfer halten. Damit ist auch die Rate an Mehrlingsschwangerschaften und den damit verbundenen Risiken signifikant gesunken.
Wir nutzen im BIELEFELD FERTILITY CENTER das sogenannte Time lapse Monitoring. Es werden im speziellen GERI Inkubator Bedingungen geschaffen, die denen der Gebärmutter sehr ähnlich sind. Es gibt während der Dauer der Kultur (in der Regel 5 Tage) keine Unterbrechung der Mikroumgebung. Ihre Zellen bleiben in einem eigenen geschlossenen System und werden per Kamera videoüberwacht. Unsere Biologen können so jede Zellteilung im Zeitraffer überwachen und so den entwicklungsfähigsten Embryo detektieren. Im BIELEFELD FERTILITY CENTER sind zwei Geri Inkubatoren im Einsatz, so können insgesamt Embryonen von 12 Patientinnen gleichzeitig beurteilt werden. Wir setzen in unserem Zentrum auf die neueste Generation der GERI Technologie und auf unser Embryologen Team, die schon lange Jahre mit dieser modernen Technologie arbeiten.
HODENBIOPSIE – TESE
TESE steht für testikuläre Spermien-Extraktion und meint die Gewinnung von Spermien aus einer Hoden-Gewebsentnahme vor einer geplanten ICSI-Therapie. Die Gewebsentnahme wird selbstverständlich durch einen spezialisierten Urologen durchgeführt.
Die Operation erfolgt im Vorfeld der geplanten ICSI-Therapie. Die Gewebeprobe bzw. die hierbei gewonnenen Spermien werden eingefroren (kryokonserviert), um sie für die weitere Kinderwunsch-Therapie nutzen zu können.
Die Kombination einer ICSI-Behandlung mit der TESE kann die Erfüllung des Kinderwunsches auch dort ermöglichen, wo sich keine Spermien im Ejakulat finden.
PLÄTTCHEN – REICHES PLASMA (PRP)
zur Verbesserung der Eierstocksfunktion bei vorzeitiger Erschöpfung der Eierstocksreserve (Behandlung der Eierstöcke) im Rahmen der künstlichen Befruchtung und zur Verbesserung der Implantation im Rahmen der künstlichen Befruchtung (Behandlung der Gebärmutterschleimhaut)
Ovarbehandlung mit PRP
Auch bei der Ovarbehandlung ist der wachstumsfördernde Effekt des PRP von Interesse. Es stellt den Versuch da, ovarielle Stammzellen wieder zum Wachsen und zur Differenzierung anzuregen. Das Ziel dieser Behandlung ist, dass die PRP-Injektion zu einer Steigerung der für die IVF Behandlung verfügbaren Eizellen führt.
Folgende Patientinnen kommen für eine solche Therapie in Frage:
Frauen mit verminderter Fruchtbarkeit, geringen Reserven von Eizellen und niedrigem Hormonspiegel.
Frauen mit vorzeitiger Ovarialinsuffizienz
Das PRP wird in einer Kurznarkose wie bei der Follikelpunktion in den Eierstock gespritzt. Bis zu einer Verbesserung der Ovarialfunktion vergehen mindestens drei Monate, ggf. ist auch eine zweite Applikation sinnvoll. Interessant ist der Verlauf des AMH (Anti Müller Hormon), welcher eine Aussage über die Eizellreserve gibt. Deshalb wird vor der PRP Behandlung und nach einem Zeitfenster von drei Monaten dieser Wert im Labor bestimmt. Voraussetzung für die Behandlung ist, dass die Eierstöcke für die PRP Applikation mit der Nadel gut einstellbar und erreichbar sind.
Auch bei der Behandlung des Eierstockes mit PRP laufen verschiedenen Studien und Langzeitergebnisse bleiben abzuwarten.
Endometriumsbehandlung mit PRP
Die Grundlage der PRP Behandlung liegt darin, dass PRP eine Vielzahl von Wachstumsfaktoren enthält, die die Proliferation und Differenzierung von Zellen fördern. Diesen Effekt können wir uns zu Nutze machen bei Patientinnen mit Implantationsversagen, chronischer Endometritis (Gebärmutterschleimhautentzündung) und Ashermann Syndrom.
In verschiedenen Studien wurde der positive Effekt von der intrauterinen PRP Applikation auf das Endometrium und damit die Implantation beschrieben. Die intrauterine Applikation erfolgt circa 48 h vor dem Embryotransfer und lässt sich unproblematisch und schmerzfrei durchführen. Zuvor wird unseren Patientinnen Blut abgenommen, daraus wird durch geschultes Personal das PRP hergestellt.
In verschiedenen Studien zeigte sich ein positiver Effekt auf die Schwangerschaftsrate und die Lebendgeburtrate. Allerdings gibt es (noch) nicht viele Studien, so dass der Effekt längerfristig beobachtet werden muss und im Individualfall entschieden werden muss, ob eine solche Behandlung für Sie in Frage kommt.
Die Kosten dieser Behandlung liegen zwischen 300 und 700 Euro und werden nicht von den Krankenkassen übernommen.
HCG SPÜLUNG VOR EMBRYOTRANSFER
Die intrauterine HCG-Spülung direkt vor dem Embryotransfer kann zu einer Verbesserung der Einnistung und weiteren Versorgung des Embryos führen. Durch die Wirkung von HCG werden vermehrt regulatorische T-Zellen in die Gebärmutterschleimhaut rekrutiert, wodurch das Endometrium immunologisch unterstützt wird. Weiterhin resultiert aus einer gesteigerten Gefäßentwicklung eine bessere Durchblutung. Auch der Anstieg der Progesteronrezeptoren in der Gebärmutterschleimhaut nach einer HCG Spülung soll die Implantation begünstigen.
EIZELLSPENDE: IN DEUTSCHLAND NICHT ERLAUBT
Bei frühzeitig eintretenden Wechseljahren (climacterium praecox), im Allgemeinen vor dem 35. Lebensjahr, z.B. durch Entzündungen, bei Ovarial-Endometriose oder Tumorbildung bietet sich als einzige Alternative oft nur die Eizellspende. Ähnlich wie bei der Fremdsamen-Insemination bestimmen hier ethische und auch rechtliche Bedenken das Vorgehen. Während die Fremdsamen-Insemination (Heterologe Insemination) in Deutschland möglich ist, ist die Eizellspende nicht erlaubt (Embryonenschutzgesetz).
Sollten Sie sich über Ihre Eizellreserve Gedanken machen, so sprechen Sie uns an – wir können Ihren Fertilitätscheck durchführen!
EINFRIEREN VON SPERMIEN, EIZELLEN, EMBRYONEN
Das Einfrieren von Spermien kann sinnvoll sein, wenn auf Grund einer Erkrankung des Mannes eine Hodenoperation oder eine Chemo- bzw. Strahlentherapie geplant ist, die eine Einschränkung der Fruchtbarkeit erwarten lässt, anschließend aber noch Kinderwunsch besteht. Im Einzelfall kann auch vor längerer Abwesenheit des Mannes das Einfrieren von Spermien gewünscht sein. Die eingefrorenen Spermien können dann je nach Ausgangssituation für eine ICSI-Therapie oder auch eine Inseminations-Therapie verwandt werden.
Auch das anlässlich einer TESE gewonnene Hodengewebe bzw. die so gewonnenen Spermien können kryokonserviert und für eine folgende Kinderwunsch-Therapie genutzt werden.
Werden im Rahmen einer IVF– oder ICSI-Behandlung mehr Eizellen befruchtet, als Embryonen beim Embryo-Transfer übertragen werden sollen, so können diese ‘überzähligen’ befruchteten Eizellen im sog. Vorkern-Stadium kryokonserviert werden. Falls nötig können diese Vorkernstadien zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut und, nachdem sich aus ihnen Embryonen entwickelt haben in die Gebärmutterhöhle übertragen werden – dies ermöglicht den Eintritt einer Schwangerschaft, ohne dass erneut alle Therapie-Schritte einer IVF– oder ICSI-Therapie durchlaufen werden müssen. Das Verfahren ist bewährt und sicher und steigert die auf die Eizellentnahme bezogene Schwangerschaftsrate.
Im Rahmen der Behandlung onkologischer Patientinnen erfolgt bei uns im BIELEFELD FERTILITY CENTER auch die Behandlung zum Einfrieren unbefruchteter Eizellen zum Erhalt der Fertilität und späteren Umsetzung des Kinderwunsches nachdem die onkologische Erkrankung überstanden ist. Bitte sprechen Sie uns an!
Social Freezing
Social Freezing ist eine Möglichkeit für all diejenigen, die die individuelle Familienplanung erst einmal zurückstellen und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt umsetzen wollen. Der Vorteil ist, dass die Eizellen in eingefrorenem Zustand nicht altern und Ihnen somit eine reelle Chance geben, auch im reproduktiv gesehen fortgeschrittenem Lebebsalter Mutter zu werden. Der Ablauf ist ähnlich wie bei der IVF/ICSI Therapie – beim Social freezing werden die Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt, den Sie bestimmen, aufgetaut und fertilisiert. Mit den eingefrorenen Eizellen ist somit nur eine künstliche Befruchtung (siehe oben) möglich.